Von vorne kennengelernt - Für viele Kinder der schönste Tag des Jahres Tausende Besucher lernen beim Tag der offenen Tür die faszinierende Welt der Lebensretter an der Bensheimer Straße kennen / Rettungskarten für Autos

Stolz hält die zehnjährige Louisa ihrem Papa den linken Arm hin. „Schau mal!“, sagt sie begeistert. Dort klafft eine fünf Zentimeter lange, blutende Wunde wie von einem langen Messer. „Ist nur Schminke“, lacht das Mädchen.

Beim Tag der offenen Tür der Freiwilligen Feuerwehr in Weinheim gab es für Kinder und Erwachsene viel zu entdecken. Einer der vielen Publikums-Magnete war die Schminkstation von Charly Hillger in der Gerätehalle, der den Kindern täuschend echte Verletzungen auf Arme, Beine und ins Gesicht modellierte.

Um zehn Uhr öffneten die 90 Aktiven ihre Tore am Feuerwehrzentrum in der Bensheimer Straße. Doch da war der Andrang bereits groß, denn die Besucher des Flohmarktes – ebenfalls im Rahmen des Feuerwehrfestes – hatte die Schnäppchenjäger schon weit vor 9 Uhr auf den Plan gerufen.

Vor allem Familien mit Kindern nutzten die Gelegenheit, echte Feuerwehrautos zu besichtigen, darauf herumzuklettern oder selbst in einem solchen Auto eine Runde zu drehen, mit Tatütata natürlich. Und besonders die kleinen Buben trugen an diesem Tag stolz Feuerwehr-T-Shirts und Helme – wie die Großen.

Kostenlose Rettungskarten

Im hinteren Teil des Geländes durften Buben und Mädchen ausprobieren, wie geschickt sie mit dem Feuerwehrschlauch sind und unter fachmännischer Anleitung der Jugendfeuerwehr ein kleines Feuer löschen. Wer dann noch Energie hatte, konnte sich auf der Hüpfburg austoben.

Interessant war der Nachmittag aber auch für Erwachsene. In einem der Fahrzeuge erstellte Valentin Körnig kostenlos Rettungskarten für den jeweiligen Autotyp, die der Feuerwehr im Falle eines Unfalls einen schnelleren Überblick über technische Details des Fahrzeuges verschaffen und die Rettung der Insassen schneller durchgeführt werden kann.

Im Feuerwehrhaus konnten die Besucher die Umkleidekabinen der Feuerwehrleute besichtigen. Anzug, Helm und Stiefel sind stets griffbereit, denn im Falle eines Einsatzes müssen die Feuerwehrleute spätestens nach drei Minuten mit ihrem Einsatzwagen am Unfallort sein. Im danebenliegenden Zentralraum laufen alle Meldungen zusammen und der Zentralist ist rund um die Uhr erreichbar, wohlgemerkt ehrenamtlich.

In der Halle des Gebäudes, in der sonst die 20 Fahrzeuge der Feuerwehr stehen, konnte man sich an verschiedenen Ständen über das vielfältige Engagement der Feuerwehrleute informieren. „Wo Rauch ist, ist auch Feuer“, deshalb wird der Einbau eines Rauchmelders empfohlen, der bis zum 31. Dezember auch für Bestandswohnungen vorgeschrieben ist. Die Feuerwehr informiert darüber am 13. Juni mit einem Stand in der Weinheim Galerie.

So funktioniert ein Defibrillator

„Leben retten bei Herzstillstand“, einer der häufigsten Todesursachen, kann ein Defibrillator, der in Weinheim bereits an 60 verschiedenen Stellen angebracht ist. Sven Hufnagel demonstrierte geduldig die Funktionsweise des Gerätes, die eigentlich einfach ist, denn es gibt Schritt für Schritt genaue Anweisungen.

Das Feuerwehr-Seelsorge-Team des Rhein-Neckar-Kreises war ebenso vertreten wie eine Abordnung der Polizei Weinheim, die den Besuchern, die mit dem Rad gekommen waren, kostenlos eine Codenummer in ihr Fahrrad einfräste. Während die Schlange am Grillstand immer länger wurde, führten die Jüngsten, die Kinderfeuerwehrgruppe, unter der Leitung von Kerstin Baumann, Lina Albrecht und Christopher Quintel eine Modenschau vor.

Es war „eine Reise durch die Geschichte und Arbeit der Feuerwehr“ mit Bekleidungsstücken und Gerätschaften aus dem Archiv. Sie erhielten genauso viel Applaus wie die Jugendgruppe der Feuerwehr, die eine exakte Durchführung an einem brennenden Haus mit der Rettung einer Person demonstrierte. Im „Café Florian“ unter der Leitung von Sascha Dell, wurde Kaffee und ein reichhaltiges Kuchenbuffet angeboten und die 70 Kuchen und Torten waren rasch verkauft.

Mit Feuereifer dabei

Wohin man an diesem Tag auch schaute, überall waren Feuerwehrleute im Einsatz und „mit Feuereifer“ dabei. „Sie sind „ so betonte es Ralf Mittelbach, Kommandant der Abteilung „eine gute Lebensgemeinschaft, die alle das gleiche Ziel verbindet, sich für andere einzusetzen und Menschenleben zu retten.“ Wer die ehrenamtliche und oft auch lebensgefährliche Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr unterstützen möchte, der kann dem neu gegründeten Förderverein unter dem Vorsitz von Uwe Seehaus und Manuela Albrecht für 12 Euro im Jahr beitreten. Vor allem für die vielen Kinder war dieser Tag ein tolles Erlebnis, bei dem sie sich gar nicht entscheiden konnten, was denn das Schönste gewesen war. „Mama – einfach alles“, sagte der fünfjährige Justus am Ende selig. gub


Quelle: Weinheimer Nachrichten vom 20.05.2014