Manchmal kommt alles anders als gedacht - Vortrag: Bernd Guthier berichtet bei den Reservisten über seine spannende und abwechslungsreiche Arbeit beim Technischen HilfswerkWeinheim. „Die Herausforderung an die persönliche Flexibilität ist riesig und jeder Einsatz in einem der internationalen Katastrophengebiete verlangt allen eingesetzten Helfern ein kräftezehrendes Engagement ab. Dennoch macht mir diese Aufgabe auch nach über 26 Jahren immer noch großen Spaß.“ Das ist eine der zentralen Aussagen von Bernd Guthier vor Mitgliedern der Reservistenkameradschaft Weinheim, denen er die Struktur und Aufgaben des THW im Rahmen eines Fachvortrags vorstellte.

Bernd Guthier ist freiwilliger Helfer der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) und dort derzeit aktiver Auslandsexperte, Ausbilder, Fachberater und Führungskraft zur besonderen Verwendung. Der Weinheimer Familienvater, der auch Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Weinheim und Mitglied des Führungsstabes des Rhein-Neckar-Kreises ist, weiß, wovon er spricht. Die jahrzehntelange Einsatzerfahrung im In- und Ausland geben dem 43-Jährigen die Möglichkeit, die Arbeit des Technischen Hilfswerks, das im Ausland im Auftrag der Bundesregierung tätig wird, anhand unzähliger unmittelbar erlebter Einsatzbeispiele nicht nur informativ, sondern auch „hautnah“ darzustellen. Insgesamt sind heute in Deutschland rund 80 000 ehrenamtliche Helfer und über 800 hauptamtliche Kräfte für das THW tätig. Sie verfügen über modernes Einsatzgerät, gut ausgebildete Spezialisten und über eine Struktur, die sich dynamisch an die jeweiligen Einsatzbedingungen anpasst.


Trotz aller Perfektion in der THW-Logistik weiß Guthier aus Erfahrung, dass die Anforderungen an die Einsatzplanung extrem hoch sind und die sich oftmals überstürzenden Ereignisse in Katastrophen- oder Krisengebieten zu unkonventionellen Änderungen im persönlichen Einsatzplan führen können. „Wenn Sie dann in einer Nacht mehrfach im Flieger umgeleitet werden, Sie Ihre gerade notdürftig erworbenen Sprachkenntnisse für das eine Land wieder vergessen dürfen, weil es plötzlich ganz woanders hingeht, dann erkennen Sie die Brisanz, die hinter jedem Einsatz stehen kann“, macht der EU-Experte und Ausbilder im europäischen Zivil- und Katastrophenschutz den Mitgliedern der Reservistenkameradschaft Weinheim deutlich.

„Als wir zum Beispiel 2011 nach dem Reaktorunfall nach Japan beordert wurden, bin ich mit der Erwartung einer bestimmten Lagesituation in das Flugzeug gestiegen und sah mich direkt nach der Landung mit einer völlig veränderten Entwicklung im Verlauf dieser Katastrophe konfrontiert“, erinnert sich Guthier noch gut an diese spezielle Herausforderung. Wiederum ganz andere Einsatzerfahrungen sammelte er auf Haiti, in Jordanien oder im Irak. „Im Mittelpunkt unserer Arbeit steht stets die technische und logistische Hilfe. Das gilt nicht nur für unsere internationalen Einsätze, sondern auch für die Inlandseinsätze, bei denen wir vertrauensvoll mit der Polizei und Feuerwehr, aber in besonderen Fällen auch mit der Bundeswehr zusammenarbeiten“, schildert Guthier einen anderen Bereich der THW-Arbeit. In bleibender Erinnerung bleibt für den ehemaligen Zugführer und Führer der Fachgruppe Führung und Kommunikation im Ortsverband Heidelberg in diesem Zusammenhang die für alle Helfer harte Katastrophenerfahrung der Elbe-Flut im Jahr 2002.

Unter anhaltendem Applaus der Teilnehmer bedankte sich Otto Ensslen für die Reservistenkameradschaft mit einem speziellen Präsent bei Guthier für seinen erfahrungsreichen Bericht. Er wünschte ihm viel Erfolg für seine aktuelle Einsatzleitung in Slowenien. Nach heftigen Eis- und Schneefällen gilt es dort immer noch, die Folgen eines großflächigen Stromausfalls für die Bevölkerung mit Notstromaggregaten zu mildern.


Quelle: Weinheimer Nachrichten vom 26.02.2014

Bild: Schilling