125 Jahre Feuerwehr HirschbergDie Gemeinde Hirschberg kann stolz auf ihre Männer und Frauen sein, die seit 125 Jahre rund um die Uhr für die Orte Großsachsen und Leutershausen den Brandschutz sicherstellen. Wir gratulieren der Feuerwehr Hirschberg zu diesem Jubiläum und den Bürger der Gemeinde zu ihrer gut aufgestellten modernen Feuerwehr. Kooperation und Zusammenarbeit bei den Feuerwehren des Unterkreises ist kein Phänomen der Neuzeit, sondern wurde auch schon zu den Gründungszeiten der Wehr gelebt, wie der Text in den Weinheimer Nachrichten deutlich macht. Wir wünschen der Wehr ein erfolgreiches Jubiläumsjahr und freuen uns auf die zahlreichen Veranstaltungen, an denen wir auch gerne teilnehmen werden.


Die Freiwillige Feuerwehr feiert 2014 ihr 125-jähriges Bestehen. Dies ist Grund, einen Blick in die Geschichte zu werfen. Die Entstehung der Feuerwehren aus Leutershausen und Großsachsen geht bis in die Frühzeit der Gemeindegeschichte zurück. Natürlich standen damals nur primitive Mittel für den Brandschutz zur Verfügung. In erster Linie wurden die damals in den Bauernhaushalten vorhandenen Holzkübel verwendet. In den späteren Jahren fanden Ledereimer Verwendung. Während die Frühgeschichte des Feuerschutzes in beiden Orten ziemlich im Dunklen liegt, so zeigt sich doch aus den ab dem Jahre 1849 vorhandenen Aufzeichnungen in den Akten, dass der Feuerschutz immer eine besondere Bedeutung im Leben einer Gemeinde hatte. Die Verantwortung trug damals wie heute der Bürgermeister und der Gemeinderat. Sämtliche angehenden Bürger wurden zum Brandschutz verpflichtet. Nicht weniger als 222 Bürger zwischen 18 und 55 Jahren gehörten 1849 in Großsachsen zur Mannschaft.

Mannschaften in Rotten eingeteilt

Die Aufzeichnung aus dem Jahre 1854 zeigen, dass man bereits eine genaue Einteilung der einzelnen Mannschaften vornahm, und zwar in Spritzen- und in Löschmannschaften. Letztere waren in Rotten unterteilt. Der Rotte I gehörten beispielsweise die jüngeren Bürger an, die auch bei Bränden in Nachbarorten eingesetzt wurden. Die Rotte II hatte sich bei auswärtigen Bränden in Bereitschaft zu halten, während die Rotte III nur bei Bränden in der Gemeinde eingesetzt wurde. Die Rotte IV stand als Feuerwache zur Verfügung. Weiter war eine Gruppe zur Bewachung der Fahrnisse bei Bränden eingeteilt. Rottenführer war immer ein Gemeinderat. Weiter war genau eingeteilt, wer mit seinem Zweispännerwagen bei Ertönen des Alarms am Rathaus zu erscheinen hatte, um die Spritzenmannschaft an den Brandplatz zu bringen. Bei Bränden hatten bestimmte Bürger die Aufgabe sofort nach dem Alarm mit Wasser gefüllten Fässern am Brandplatz zu erscheinen. Aus den Akten ist zu ersehen, dass derjenige, der dafür sorgte, dass fünf bestimmte Bürger als erstes am Brandplatz erschienen, aus der Gemeindekasse eine Belohnung von drei Gulden erhielt. Ein Gulden entspricht heute etwa 15 Euro. Später erfolgte die Einteilung in Abteilungen. Die damalige Wehr musste vermutlich keine Übungen durchführen. Die Bürger wurden nur im Ernstfall tätig. Dies sollte sich ab 1879 ändern. Hierzu hatte der Bezirksrat am 28. Mai 1879 eine bezirkspolizeiliche Vorschrift erlassen, wonach die Wehren jährlich mindestens vier Übungen durchführen mussten. Aus dieser Vorschrift des Bezirksamtes war zu entnehmen, dass sich die Feuerwehr Weinheim bereit erklärt hat, die Feuerwehren der Landorte zu instruieren.

In Leutershausen gehörten im Jahre 1829 nicht weniger als 264 Bürger im Alter von 18 bis 45 Jahren zur Löschmannschaft. Auch hier wurde 1853 eine Einteilung der Mannschaften vorgenommen. Die Bürgerwehr hatte eine Feuerspritze, zwei Leitern, zwei Haken und 150 Feuereimer (Wassereimer) im Besitz. Nach zwei größeren Bränden mit dem Einsatz am Ort wurde 1889 die Feuerwehr gegründet. Erster Kommandant war Friedrich Bletzer. In Großsachsen wurde 1897 die Feuerwehr gegründet. Den letzten Anstoß hierzu gab der Brand am 21. Juni 1897 bei Martin Krauth und Adam Dallinger in der Kirchgasse. Am 12. September 1897 war es dann so weit. An diesem Tag kamen auf dem Rathaus 45 Männer zusammen, die die Wehr gründeten. Kommandant vom Gründungstag bis 1900 war Johann Spitzer. Das Bestreben der Gründer fand gleich die notwendige Unterstützung des Gemeinderates unter dem Vorsitz des Bürgermeisters Schmitt. Zur Einkleidung und zur Ausrüstung wurden 600 Mark bewilligt. Die Firma Müller & Feder bot auch ihre Unterstützung an. Unter anderem wurde der Wehr ein Wagen für die Feuerwehrleitern, die Handpumpe sowie die mechanische Leiter und eine Handpumpe geschenkt. Nachdem die Wehren schon bald mit den für damalige Verhältnisse besten Geräten ausgestattet waren, ging man daran, die Wehrmänner intensiv auszubilden. Grundlage hierfür waren die Satzung und die Allgemeine Dienstordnung. Hierin war festgelegt, was die Wehrmänner zu leisten haben. In Leutershausen wurde im Jahre 1900 an der Bahnhofstraße ein Spritzenhaus mit Schlauchturm erbaut. Die zentrale Trink- und Löschwasserversorgung im alten Ortskern wurde um die Jahrhundertwende ebenfalls verbessert.

Wiederaufbau nach 1918 und 1945

Der 1. Weltkrieg verringerte sowohl in Leutershausen als auch in Großsachsen die Schlagkraft der Wehren, da viele Aktive zum Militärdienst eingezogen wurden. Nach dem Ende des Krieges ging man in beiden Orten mit frischem Mut an den erneuten Aufbau heran. In Großsachsen musste die Feuerwehr in der Silvesternacht von 1921 auf 1922 bei dem Brand im Anwesen Buchheimer Ecke Kirchgasse/Hintergasse einschreiten. Ausgelöst wurde dieses Feuer durch einen Feuerwerkskörper. In schlichtem Rahmen wurde in Großsachsen am 5. November 1922 das 25-jährige Stiftungsfest gefeiert. In Leutershausen erhielt die Feuerwehr zum 35-jährigen Bestehen eine Vereinsfahne, die bei einem Festakt eingeweiht wurde. Hierbei trat erstmals der neu gegründete Spielmannszug in Erscheinung. Während der Kriegsjahre ruhte sowohl in Leutershausen als auch in Großsachsen zum Teil das Feuerwehrwesen. Die wenigen Kameraden, die während des 2. Weltkrieges noch im Ort waren, waren bei unzähligen Löscheinsätzen nach Bombenangriffen in Mannheim im Einsatz gewesen. Auch als im Dezember 1944 bei einem Fliegerangriff auf Mannheim in Großsachsen Bomben fielen und großen Schaden anrichteten, war die Feuerwehr im Einsatz. Nach dem Ende des Weltkrieges und dem Einmarsch der Amerikaner am Gründonnerstag 1945 in Leutershausen und Großsachsen galt es die Feuerwehren wieder neu aufzubauen. Vom damaligen Bürgermeister Gottlieb Hauck wurden Karl Bitzel, Adolf Leitwein und Adolf Theobald mit dieser Aufgabe betraut. In Leutershausen beauftragte Bürgermeister Herbert Kunkel Wilhelm Koch. Er selbst übernahm ab 1947 das Kommando. Obwohl Leutershausen zu den Gemeinden gehörte, die sehr früh eine Abwasserkanalisation bauten, wurden bei starken Regenfällen zahlreiche Keller überschwemmt, die immer wieder ausgepumpt werden mussten. Ein schreckliches Feuer vernichtete am 25. August 1954 im Gewann Rott eine Feldscheune der gräflich von Wiser’schen Gutsverwaltung. Hierbei kam auch die neue Motorspritze zum Einsatz. Ab 1955 verfügte die Leutershausener Wehr auch über ein neues Löschfahrzeug.


In Großsachsen wurden nach der Neugründung der Wehr die vorhandenen Ausrüstungsgegenstände überprüft und die ersten Übungen abgehalten. Keine Aufzeichnungen hierüber sind im Protokollbuch der Wehr zu finden. Die letzte Niederschrift in den Kriegsjahren ist vom 20. April 1940 und die erste Aufzeichnung nach dem Krieg trägt das Datum vom 10. November 1946. Die erste ordentliche Generalversammlung der Wehr fand am 22. März 1947 statt. In der Hauptversammlung am 31. Januar 1948 wurde der Verwaltungsrat der Wehr vervollständigt, der sich wie folgt zusammensetzte: Kommandant Karl Bitzel, 2. Kommandant Adolf Leitwein, Zugführer Brandmeister Adolf Theobald und Martin Bitzel V., Rechnungsführer und Kassenwart Georg Schmitt, Schriftführer Reinhard Kornmeier, Beisitzer: Karl Schwan, Karl Schröder, Friedrich Flößer und Erich Dallinger. Der Aufbau der Wehr machte gute Fortschritte, wozu die ausgezeichnete Kameradschaft beitrug. e.d.


Der Neujahrsempfang der Feuerwehr am Sonntag, 19. Januar, ab 11 Uhr in der Alten Turnhalle war der Startschuss für das Jubiläum.


Artikel Weinheimer Nachrichten vom: 18.01.2014